Berühren – Bewegen – Befreien. Kunstaktion „Bitte berühren!“ auf dem Weg durch NRW

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Die partizipative Kunstaktion des Künstlers Manfred Webel führt vier Jahre lang durch viele Städte in NRW.

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„Bitte berühren!“: Wie ein Künstler Zehntausende auf seiner Kunst-Tournee miteinander verbindet 

  • Partizipative Kunst-Aktion vom 15. Mai 2021 bis Ende 2024.
  • 14+ Städte in Nordrhein-Westfalen.
  • "Bitte berühren" gastiert 2023 in:
    • Lünen (6. - 14. Mai),
    • Siegen (24. Juni - 2. Juli), 
    • Unna (12. - 20. August),
    • Paderborn (9. - 17. September).  

Die Reise geht weiter.

Was war 2022? Die Kunstaktion in Iserlohn, Bünde und Marl

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Der Künstler Manfred Webel startet am 15. Mai eine dreijährige Kunst-Tournee mit dem Titel Bitte berühren!. Nach dem Start in Monheim soll sie durch zwölf Städte führen und Zehntausende Menschen verbinden.

Webel fährt die Stationen der Tournee mit seinem Kunst-Container an. Neben dem rollenden Atelier bringt er eine bulligroße mobile Skulptur mit, die von Menschen berührt und bewegt werden darf.

Bewegungsskulputr Monami Manfred Webel - am Rhein, Monheim-IMG_0616

Bewegungsskulptur Monami, hier in Monheim am Rhein. Foto: Angela Behler

Der Titel „Bitte berühren!“ sei doppelt brisant, so der Künstler: „Schon immer waren Berührungen in der Kunst tabu, derzeit sind sie es auch im Sozialen.“ 

Berührt, bewegt und befreit werden ist die Grundphilosophie von Webels Kunst: „Bitte berühren Sie meine Skulpturen! Nehmen Sie sie in die Hand, drehen Sie sie, bewegen Sie sie. Skulpturen wollen befreit werden, was erleben. Mit Ihnen!“, so der NRW Kulturpreisträger. 

Auf den Tournee-Stationen erschafft Webel Kunst niemals allein, sondern stets in Zusammenarbeit mit Akteur*innen der Region. Die Skulpturen, die auf diese Weise entstehen, stellen Verbindungen her zwischen sozialen und kulturellen Räumen und deren Bewohner*innen – Museen, Straßen, Plätzen, Unternehmer*innen, Schüler*innen, zufälligen Passant*innen. 

Webels partizipative Skulpturen sind nach Auffassung kommunaler Verantwortungsträger*innen geradezu geeignet, die Wahrnehmungs- und Ausdrucksfähigkeit jedes und jeder Einzelnen anzuregen. 

Nina Renner, Bereichsleitung Kultur in Minden: „Die Lebendigkeit von 'Bitte berühren!' mit den wechselnden Beziehungen zwischen Raum, Haptischem und Realem und dem damit einhergehenden Veränderungsprozess sind ein wunderbarer Spiegel eines lebhaften Miteinanders und der Kraft des kollektiven Wirkens. Das Projekt passt ausgezeichnet in die gegenwärtige Zeit.“

Webel: „Mein Anliegen ist, Skulptur als Brücke zur gesellschaftlichen Teilhabe, zu demokratischem Denken und zu mehr Miteinander zu nutzen. Für mich ist Skulptur ein soziales Objekt. Und der Mensch, der sich mit ihr verbindet, ist dabei zentral.“

Wie der Künstler seine „Bitte berühren!“-Kunst in Zeiten von Corona umsetzen kann, hat er mit seinen Projektpartner*innen im Detail ausgearbeitet: Der Einschränkung der Atelier-Arbeit sollen ausgedehnte Aktionen im Freien gegenüber stehen. So dürfen sich Menschen dazu eingeladen fühlen, die bulligroße Skulptur durch die Stadt zu rollen, umdamit ihre Wahrnehmung von Orten und Räumen zu verändern. Änderungen aufgrund der zu den Veranstaltungsdaten geltenden Corona-Schutzverordnung sind vorbehalten.

Ausgangsorte der verbindenden Aktionen sind die jeweiligen Museen, Einrichtungen und Hotspots der zwölf Städte. Auf Monheim folgen im Laufe dieses Jahres Bergkamen, Viersen und Gütersloh. Bis 2023 schließen sich unter anderem Iserlohn, Marl, Lage und Rheine an. 

„Die Öffnung von Kultureinrichtungen für eine möglichst breite kulturelle Teilhabe und die Ermunterung zur aktiven Mitgestaltung ist ein zentrales Anliegen des Kultursekretariats NRW Gütersloh,“ sagt Antje Nöhren, Geschäftsführerin des Kultursekretariats NRW Gütersloh und bezieht sich damit auf Erfolgsprojekte wie die Stadtbesetzung, die seit vielen Jahren schon dazu einlädt, sich in künstlerischen Prozessen mit Fragen des öffentlichen Raums und der Stadtgesellschaft auseinanderzusetzen.  

Der Zusammenschluss von rund 80 Mitgliedsstädten fördert „Bitte berühren!“ als offizielles Projekt mit Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. 

Sponsoren sind die Unternehmen Connext Vivendi, Franz Bracht Kranvermietung, Play-Parc Freizeitanlagenbau, Gasse/Schumacher/Schramm Landschaftsarchitekten, Matern Architekten, Architektur und Innenarchitektur sowie KFF Design.

Künstler:

Manfred Webel, 55, Pionier der partizipativen Skulptur, ist dreifacher Vater und mit der Journalistin Elke Vieth verheiratet. Er initiierte 150 partizipative Kunstprojekte, ist Träger des Kinder-Jugend-Kulturlandpreis NRW, Kulturmentor für Künstler*innen, Mitglied im BBK und mit den Paderborner Kreaturen einer der 20 CREATIVE.SPACES in NRW.

Werk: 

Webels Schaffen ist dem Bereich der partizipativen Kunst zuzuordnen, in dem es darum geht, sie aus dem Beitrag Vieler entstehen zu lassen.

manfred webel Kunst-Container

Manfred Webel, Kunst-Container, Modell der Bewegungsskulptur "Quattroporte". Foto: R. Bruce

Foto: Yvonne Klasen (links), verantwortlich für Kunst im Öffentlichen Raum bei der Stadt Monheim, mit Künstler Manfred Webel im April 2021 vor dem Rathaus Monheim mit dem Prototypen der mobilen Skulptur. Frei bei Hinweis auf Kunst-Aktion „Bitte berühren!“ und Nennung des Fotografen: Thomas Spekowius.

Foto: Yvonne Klasen (links), verantwortlich für Kunst im Öffentlichen Raum bei der Stadt Monheim, mit Künstler Manfred Webel im April 2021 vor dem Rathaus Monheim mit dem Prototypen der mobilen Skulptur. Frei bei Hinweis auf Kunst-Aktion „Bitte berühren!“ und Nennung des Fotografen: Thomas Spekowius.

Pressekontakt:
Andreas Hahm-Gerling, Webmuli
Telefon: 033974 708158, E-Mail: office@webmuli.de
Schulstr. 2, 16845 Lögow

Künstler-Kontakt:
Manfred Webel
Telefon: 0171 8449988, E-Mail: kunst@manfred-webel.de.
Mobiler Kunst-Container c/o Connext, Balhorner Feld 11, 33106 Paderborn 

Fotolegende Mobiler Kunst-Container/Bitte berühren!

Fotogalerie Monami, Bewegungsskulptur

Kurzinfo vom April 2020

Brief an Kunstfreunde Manfred Webel im Juni 2021

Erster zusammenfassender Planungstext zu "Bitte berühren!" aus dem Frühjahr 2021 (aktualisiert) - entnommen einer E-Mail an Projektpartner.

In den nächsten drei Jahren reise ich zunächst an 12 Standorten durch NRW, docke mit dem Mobilen Kunst-Container an Museen, Rathäusern, Kulturorten an und öffne meine Bildhauer-Werkstatt für Bürgerinnen und Bürger. Dreh- und Angelpunkt sind dabei meine Skulpturen, die man berühren und bewegen kann.  (...) Ich starte in diesem Jahr im Mai in Monheim, im Juni bin ich in Bergkamen (Anmerkung der Redaktion: coronabedingt verschoben auf Oktober), im August in Viersen und im September in Gütersloh. Beim Auftakt in Monheim werden alle 45.000 Bürger*innen angeschrieben und eingeladen, mitzuwirken:

Diese große Skulptur (Anm.: Monami, siehe Monheim-Seite) baue ich derzeit, bin gerade an einem etwa einen Kubikmeter großen Modell, bevor ich es dann in 380 x 280 x 210 cm realisieren werde, hier ein paar Bilder, damit Sie es sich besser vorstellen können ... 

An dem Projekt „Bitte berühren!“ wirken viele Kreative mit und man kann sich an vielen Stellen - gerne auch jeweils vor Ort – beteiligen. Es soll unterschiedliche filmische, akustische, bildliche und textliche Begleitungen geben, zum Beispiel arbeite ich mit einem Bundesrichter und dem Cartoonisten André Sedlaczek an einem Manual, das die Grundprinzipien Partizipativer Skulpturen darstellen wird, hier ein kleiner Vorgeschmack: ... 

Und es gibt natürlich jede Menge spannender Skulpturen und Formate, unterschiedlichste Menschen an kreativen Experimenten mitwirken zu lassen:  ... 

Soweit erstmal ein kleiner Einblick, ich arbeite an dem Vorhaben seit über einem Jahr und es gibt noch sehr spannende Aspekte und Partner. (...)  „Bitte berühren!“ ist mein Versuch, Kunst und Kultur wieder mehr von gesellschaftlicher Teilhabe, vom demokratischen Denken, von einem Miteinander anzupacken. Wir haben soviel Aufgaben, unsere Gesellschaft spaltet sich leider auch immer mehr, viele Menschen bleiben auf der Strecke, der kritische demokratische Diskurs findet immer weniger statt, die beherzte Investition in Zukunftstechnologien und die gemeinsame Suche nach einem sozialen Miteinander werden immer schwerer…

Ich bin der tiefen Überzeugung, das wir kreativen Menschen aller Genres, aller Wissenschaften, in allen Unternehmen, Institutionen und NGO’s Kultur und Kunst brauchen, um uns weiter zu entwickeln. Das ist mein Anliegen, mit meiner Sprache, der Skulptur, für andere Menschen tätig zu sein und sie als Brücke für Dialog, Verständigung und Wertschöpfung zu nutzen.

Manifest der partizipativen Skulptur

BERÜHREN - BEWEGEN - BEFREIEN 

Die drei Kräfte Partizipativer Skulptur

Sobald wir leben, berührt uns unsere Umgebung und wir berühren sie. In diesem engen Austausch sind wir ein Teil der Welt. Nach und nach werden wir selbständiger, aber unsere sinnliche Beziehung zur Welt hält lebenslänglich. Nur solange wir von Welt berührt sind und sie berühren, können wir begreifen, uns entwickeln und mit gestalten.

Warum sollten wir gerade Skulptur nicht berühren? Wie können wir sie denn ohne Berührung erfassen, begreifen, deuten und in diesen lebenswichtigen Austausch treten?

Ich fordere einen sinnlichen und körperlichen Austausch mit Skulptur! Dieser Austausch kann mit vorsichtigen Berührungen beginnen. Zunächst als zartes, haptisches Zwiegespräch mit Skulptur, dann über Skulptur mit ihrem Umfeld, den sie umgebenden Dingen, dem Raum und auch mit den Menschen. Ich fordere also drei Dinge:

  1. Skulptur sollte zu Berührung auffordern und damit einen sinnlichen Dialog antreiben.
  2. Indem wir sie berühren, bewegen wir sie unwillkürlich. Skulptur sollte so geformt sein, dass wir sie bewegen und wir uns mit ihr bewegen können.
  3. Wenn wir Skulptur mit uns bewegen, befreien wir sie aus ihrem Milieu. Skulptur sollte so beschaffen sein, dass sie befreit werden kann.

Schauen wir uns diese plastischen Wechselbeziehungen genauer an. Skulptur interpretiert Raum und wird vom Raum definiert. Das war schon immer so. Doch sobald Skulptur berührt und bewegt wird, sobald der Mensch aktiv in diese Beziehung von Skulptur und Raum eingreifen kann, wird ein großes Veränderungs-Potenzial für alle beteiligten Elemente freigesetzt, für Skulptur, für Raum und für den Menschen. Indem Skulptur den Raum der Kunst mit dem Leben verbindet, öffnet sie ihn ins Kommunikative, Soziale, Dialogische, Politische. 

So wird Skulptur im eigentlichen Sinne partizipativ.

Das ist mein Anliegen: Skulptur begreife ich nicht als rein ästhetisches Objekt oder als kunstpädagogisches Projekt. Partizipative Skulptur ist - entfaltet und befreit - viel mehr. Sie bietet Energie für Veränderungen, sie ist eine radikal dialogische Kraft. In diesem Prozess ist sie weder dominiert von einer Autorität noch Macht, sondern offen, lebendig und egalitär. 

Die Partizipative Skulptur ist demokratisch. 

Wenn Skulptur in Bewegung die Gesellschaft berührt, bewegt und damit auch verändert, dann kehren wir zurück zu jenem in unserer Kindheit so lebendigen Vertrauen, auf die Welt Einfluss nehmen zu können - begreifen heißt auch gestalten.

Partizipative Skulptur lässt uns teilhaben an dieser Urerfahrung. Und wie alles, was Kontakt zum Ursprünglichen hat, steht der Partizipativen Skulptur eine ergiebige Kraftquelle zur Verfügung.

Für die Verwirklichung des Vorstellbaren. Für alles.

Manfred Webel, im März 2021

Bau einer Bewegungsskulptur

Firmengelände Connext am Balhorner Feld, Paderborn. Standort des mobilen Kunst-Containers. 

Partizipieren: